Die Wikinger auf Öland: Eroberer und Landwirte

Die Geschichte der Wikinger ist mehr von Mythen geprägt als von tatsächlichem Wissen, auch wenn man in Schweden, Norwegen und Dänemark zahlreiche Funde machte, die gewisse Rückschlüsse zulassen. Aber es fehlen zeitnahe Dokumente, da die Wikinger die Runenschrift nutzten und Dokumente auf Holz und Knochen verewigt wurden, jedoch verwitterten bevor man einige Reste davon ausgraben konnte.
 
Auch wenn man bei den schwedischen Wikingern vor allem an den Handelsplatz Birka denkt, so hatte Birka eine weitaus geringere Bedeutung zur Zeit der Wikinger als jene auf Öland, denn allein der Wikingerort Köpingsvik war mindestens dreimal so groß wie Birka, auch wenn es sich hierbei nur um einen der Wikingerhäfen und Handelsplätze auf dem Öland jener Zeit handelte.

Die Wikinger auf Öland
Foto: Herbert Kårlin

Bei den Wikingern auf Öland handelte es sich, wie auch bei anderen Wikingern des schwedischen Raums, nicht um gefährliche Krieger und Plünderer, denn nur maximal fünf Prozent dieser Wikinger waren tatsächlich Krieger die sich zudem vor allem der Verteidigung Ölands widmen mussten, bei einem Viertel handelte es sich um sogenannte trälar, also Leibeigene, und der Rest setzte sich aus Händlern, Fischern, Handwerkern und Landwirten zusammen die permanent in den Wikingerdörfern lebten.
 
Bereits im 9. Jahrhundert, als die Eisenzeit von der Epoche der Wikinger abgelöst wurde, kann man nachweisen dass sich die Wikinger Ölands nach Osten aufmachten um dort Handel zu betreiben, aber auch um Plünderungszüge durchzuführen. Diese Reisen führten nachweislich, über verschiedene Flüsse, nach Polen und Russland, wobei ein Runenstein bei Gårdby sogar belegt dass zumindest eines der Schiffe nach Miklagård kam, also das heutige Istanbul. Auch wenn nur die die Fahrten nach Osten nachgewiesen werden können, so hatten die Wikinger Ölands sicher auch Verbindungen zu den dänischen Wikingern die damals in Uppåkra, nahe des heutigen Lunds, einen Handelsplatz hatten und deren Fahren vor allem nach Süden und Westen führten, was auch erklärt warum man auf Öland selbst arabischen Münzen finden konnte.
 
Bei Ausgrabungen auf Öland konnte man Gegenstände aus Bronze, Eisen und Silber finden die davon zeugen welch herausragende Handwerker es auf der Insel gab die einen Teil des Handels der Wikinger ausmachten. Der Handel wiederum kann nachgewiesen werden, weil auf Öland auch Waagen und Gewichte gefunden wurden die mit einer hohen Präzision arbeiteten.
 
Auch wenn die Mehrheit der Runensteine nur an, teilweise unbekannte, Wikinger Ölands erinnern, so ist der 1,30 Meter hohe Karlevistein eine Ausnahme, denn zum einen handelt es sich hierbei um den einzigen Runenstein aus Granit auf Öland, zum anderen wurde er in Erinnerung an den dänischen Wikingerkönig Sigge aufgestellt, der vermutlich bei einer Schlacht gegen den schwedischen Wikinger Erik Segersäll starb, und zudem zwischen zwei Grabhügeln aufgestellt wurde, die leider von Landwirten eingeebnet wurden.
 
Die Gesellschaft der Wikinger jener Zeit war bis ins Detail geregelt, denn man fand einen König, Richter, Landschaftsgesetze und jeder Bürger hatte eine klare Aufgabe, die auch, auf Grund sehr harter Gesetze, eingehalten wurde. Auf Öland gab es auch ein Warnsystem um das Annähern von Feinden durch Feuer auf Anhöhen auf der gesamten Insel zu verkünden.
 
Ausgrabungen auf Öland konnten auch belegen dass die Wikinger über die gesamte Insel verteilt leben und mindestens vier Handelshäfen unterhielten, wobei der Handel ab Beginn des 11. Jahrhunderts immer mehr abnahm, was vermutlich damit zusammenhing dass in den Häfen Ölands nur sehr flache Schiffe mit einem sehr geringen Tiefgang anlegen konnten, die Schiffe in dieser Zeit jedoch immer größer wurden, was dazu führte dass sich auch der Handel immer mehr verlagerte.
 
Ab dem 9. Jahrhundert wurden die Wiinger, mit der Genehmigung einiger Wikingerkönige, von den nordischen Göttern zum katholischen Glauben geführt, wobei auf Öland allerdings erst gegen das Jahr 1000 der Katholizismus wirklich Fuß gefasst hatte und die ersten Kirchen gebaut wurden, in der Regel kleine Holzkirchen. Auch der Runenstein von Bjärby, der ebenfalls gegen das Jahr 1000 aufgestellt wurde, berichtet dass Fastuff in der Kirche begraben wurde, also mit Sicherheit katholisch war, worauf, im übrigen, auch die Dekorationen des Steines hinweisen.
 
Die Spuren der Wikinger kann man überall auf Öland finden, also nicht nur in Köpingsvik und dem Skedemosse Museum, sondern auch in der Ringburg Eketorp, den über 50 Grabfeldern, unter anderem das Grabfeld an den Feldern Neptuns, und rund 160 Runensteinen.
 
Öland eignet sich hervorragend als Etappe für Studienreisen zum Thema der Wikinger, wobei man hierfür allerdings an einen Reiseleiter denken sollte der sich sehr gut mit der Geschichte und dem Leben der Wikinger auskennt und sich nicht auf die sehr oberflächlichen Nachrichten auf Internet oder in Reisebeschreibungen verlässt.